Jeanette Oellers

«Aus der Mitte» Pflanzarbeit mit Klangcollage

Erde, Gras, Sand. Skizze, auf Foto montiert, akustische Gestaltung: Kai Arend

Die Arbeiten von Jeanette Oellers thematisieren das Bild. Es sind Bild-Objekte, paradox gesprochen. Denn Objekt meint Dinghaftigkeit, etwas, das ist, was es ist. Ein Bild aber ist nicht nur ein Ding und nicht einfach das, was es ist. Es scheint immer noch etwas anderes zu sein als das, was es dinglich gefasst ist: Es zeigt etwas. Dasjenige am Bild, das ist, was es ist, ist unter anderem sein Rand, seine Grenze. Die Materialisierung dieser Grenze ist der Rahmen. Der Rahmen, der als Bilderrahmen angeschaut, aber doch wieder mehr wird als das, was er ist, bildet das zentrale Formmotiv der Künstlerin.

Der leere Rahmen zwingt unmittelbar eine Bildvorstellung herbei, die sich aber aller eigentlichen Bestimmtheit nach innen entzieht, Nicht-Zeigung von etwas ist. Die Abwesenheit des Bildes wird Bild, in den Blick gerät nicht nichts, sondern eine bestimmte Abwesenheit. In ihr wird die Idealität eines reinen Bildes erfahrbar, das nämlich alle besondere materielle Bedingtheit, alle Bindung an ein Ding-Sein abgestreift hat, und als ein solches nur unsichtbar sein kann. Das reine Bild ist mit der Idee des Bildes identisch.

zitiert aus:
Jens Kräubig „Grenzphänomene“, im Katalog „Interferenzen VII Transpositionen“ 1992. Museum Moderner Kunst, Stiftung Ludwig Wien

Zur Anlage im Garten Riad:

Der Rahmen als das Medium, durch das hindurch das Andere gemeint ist, entfaltet an peripherer Stelle ein Bild aus sich selbst und auf sich selbst:

Teile des Erdrahmens werden mit Grassaat angepflanzt. Sie färben sich langsam grün in einer Art künstlich provozierter Selbstorganisation.

Aus der Fläche im Zentrum, wo das visuelle Ereignis ausbleibt, entstehen Töne und Geräusche, die ein Klangbild aus Vergangenem und Gegenwärtigem, aus Technik und Natur zusammenfügen.

Gegensätzliche, sich ineinander verflechtende Weisen mischen sich leise hörbar in die ansonsten eher unspektakuläre Verwandlung der Bildgrenzen zur Mitte des sichtbaren Geschehens.

J.O.

Biographie

Geboren 1950 in Stuttgart

1974-1979 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

1979 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg

1980-1983 Lehrauftrag für Farbgestaltung im Berufsfortbildungswerk Stuttgart

1987 Stipendium für die Cite Internationale des Arts, Paris

1989 Studienaufenthalte in Chicago und New York

1990 Atelierstipendium des Landes Baden-Württemberg für Valence Art 3

1997-1999 Lehrauftrag für Malerei an der Hochschule für Gestaltung, Pforzheim

Seit 1980 Ausstellungen (Auswahl)

„Forum Junger Kunst“, Wolfsburg, Düsseldorf, Kiel „Internationale Jugendtriennale der Zeichnung“,

Kunsthalle Nürnberg, Musee Cantonale des Beaux Arts, Lausanne Kunststiftung Stuttgart, (E); Galerie II Luogo di Gauss, Mailand (E) Musee des Beaux Arts, Valence (E); Ernst Museum, Budapest (E) Walker Hili Art Center, Seoul, Südkorea

Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien

Lebt seit 1996 in Esslingen