Rose Ausländer (1); Ganz bleiben
Unter fallenden Kastanien den Galten umarmen
Durch Zeitgeräusch wandern von Stimme zu Stimme
Herzlich Briefe lieben
Sich an allen Ecken wundstoßen und ganz bleiben
Ernst Jandl (2) aus: der kleine garten
er arbeitet in seinem galten, damit er anders werde, nach gesetzen des radiogärtners und des wettbewerbs unter nachbarn
gräbt einen knollen ein, damit er anders werde
nach den gesetzen des lichts und des wettbewerbs unter der erde.
Sprache ist eine sich stetig neu vollziehende Tätigkeit des Geistes, die Welt im Wort und im Satz zu erschließen. Der Dichter ver -d i c h t e t die Sprache zu einer Kunstform. Er erhebt sie mit Hilfe von Rhythmus und Klang zur Lyrik, zum Ge -d i c h t und nähert sich so der Musik. Im alten Griechenland und im Mittelalter sangen die Dichter ihre Gedichte zur Leier (Lyra).
Diese Verwandtschaft wird aufgegriffen und bringt lyrische Texte wieder mit Musik in Verbindung. Zu den Gedichten Rose Ausländers und Ernst Jandls, vorgetragen von der Schauspielerin Eva Zeidler entstehen im Moment der Lesung musikalische Antworten in Form von freien Improvisationen: Die Musikerinnen des Ensembles TRIAS lassen sich vom gesprochenen Wort inspirieren, deuten es musikalisch aus, verwandeln es in seinem Erscheinungsbild, möchten durch die Gegenüberstellungen und spontanen Reaktionen aufeinander eine eigenständige Interpretation des Textes erreichen.
(1) aus: Rose Ausländer, Die Sichel mäht die Zelt zu Heu, Gedichte von 1957 1965, Gesamtausgabe Bd. 11, Hrsg. H. Braun, S. Fischer, Frankfurt 1985, S. 221.
(2) aus: Ernst Jandl, für alle, Sammlung Luchterhand, dtv, Harnburg, Ju111995, S.13.
Biographie Eva Zeidler
Ausbildung an der Otto Falckenbergschule in München, zwölf Jahre kontinuierliche Tätigkeit als Schauspielerin, unter anderem an den Wuppertaler Bühnen, am Staatstheater Karlsruhe und den Münchener Kammerspielen. Freiberufliche Tätigkeit bei Film und Fernsehen. Leitung des „Transparenten Theaters“ Heusenstamm. Lesungen: Schwerpunkt Lyrik u. a.
Ensemble Trias
Das Ensemble gründete sich im Herbst 1993. Auf der Suche nach musikalischem Freiraum fanden sich drei Instrumentalistinnen zusammen. Improvisation als künstlerisches Ausdrucksmittel auf dem Boden einer klassischen Ausbildung: auf verschiedenste Weise wird Musik erfahrbar; so kann Neues entstehen. Produktionen in den Bereichen Musik-Tanz, Musik-Bildende Kunst und Musik-Text, u.a. Teilnahme an den Tagen für Neue Musik, Darmstadt 1996 und 2001.
Biographie Susanne Resch
Flötistin, Instrumentallehrerin an der JMS Frankfurt, Unterricht und Studium in Freiburg und Darmstadt; langjährige Beschäftigung mit Improvisation in Alter Musik, Folk, Jazz sowie außereuropäischer Musik (bedingt durch Reisen in Nordafrika und Asien); Konzerttätigkeit Renaissance bis Moderne; Zusammenarbeit mit bildenden Künstlerinnen.
Biographie Gabriele Stenger-Stein
Pianistin, Klavier und Musikpädagogin; Studium in Frankfurt und Paris; Lehrtätigkeit an Dr. Hochs Konservatorium für Klavier, Didaktik/Methodik im Fach Klavier und Improvisation, sowie an der Musikhochschule Frankfurt Veröffentlichungen zu musikpädagogischen Themen; Konzerttätigkeit Solo und Kammermusik; Leitung von Improvisationsworkshops. Projekte „Tanz-Musikimprovisation“.
Biographie Gunilda Wörner
seit 1990 Beschäftigung mit experimenteller Musik, u.a. Teilnahme an Projekten im öffentlichen Raum in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen aus dem Bereich der bildenden Kunst, sowie moderner Lyrik; Mitglied der K'IN (Künstlerinnenaktionsgruppe, Kunstfabrik e. V. Darmstadt).
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